Rendezvous in der Fachmannfalle

Zwei von uns stellen aus. Nichts Besonderes. Geschieht beinahe täglich. Aber bei diesen Beiden ist mal vieles anders. Sie passen eigentlich gar nicht zusammen. Ihre Biografien sind so unterschiedlich, daß die gemeinsame Sache erstaunt. Janka hat klassische Künstlerlaufbahn hinter sich, Kunstakademie, digitaler Bildprofi, Nichtstun, Galerie und Museum. Linberg kommt von der Geisteswissenschaft, gelernter Philosoph, künstlerisch Autodidakt wie man offiziell so sagt, viele Reisen aber auch Nichtstun. Eine Schnittmenge für beide hat sich daraus ergeben, daß sie wohl zu nichts nutze sein wollten und nichts Anständiges gelernt haben. Erwartungshaltungen untergraben, Kunst als gesellschaftliche Antithese praktizieren und wahre Arbeit nebenher machen – das isses. Merkwürdigerweise haben die beiden sich bei der Arbeit kennengelernt, beim Nebenjob allerdings, den man je nach Perspektive auch schon mal als die eigentliche Arbeit ansieht, weil sie körperlich anstrengend ist und irgendwie wirtschaftlich lohnend ist. Wa(h)re Arbeit, wahrer Lohn, wie John Peel schon zu sagen pflegte.

Wie wir wissen, hat die Gleichung noch nie gestimmt und damit ist man schon mitten drin in der Fachmann-Falle, die eine echte Zwickmühle ist. Geld verdienen als Facharbeiter, der man aber gar nicht ist und es ausgeben für Sachen, die einem keiner abnehmen will, jedenfalls nicht in dem Maße, daß es zur echten Fachgerechtigkeit reicht. Deshalb also diese Ausstellung. Sie hat demnach nichts von den üblichen Kunstausstellungsunannehmlichkeiten wie Ausgrenzung, Alleinstellung, Ego-Shooting, sondern kann als echtes Gegenteil auch verdammt in die Hose gehen. Janka und Linberg sind bei der Vorbereitung dieses Projekts  gegenseitig Auftraggeber und Auftragnehmer gewesen. Jeder der Künstler hat zehn Arbeiten als Auftrag vorgegeben, auf die der Andere dann mit einer neuen Arbeit zu reagieren hatte. Den Spielregeln gemäß entstanden vierzig Arbeiten, von jedem Künstler zwanzig. In der Ausstellung kann nun erstmalig überprüft werden, ob das Konzept zu einem tragfähigen Ergebnis geführt hat. Ganz selfmademäßig haben sich Janka und Linberg den Raum dafür selbst besorgt und stehen für etwas gerade, das immer weniger zu werden droht: entwaffnende Offenheit und wahrer Humanismus.

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Von Martin Bochynek